Die Werkgruppe »Scheiben« ist in den Jahren 1990 bis 1996 entstanden. Über die Jahre ist ein zahlenmässig offenes Repertoire an Bildobjekten entstanden mit dem ich auf unterschiedliche räumliche Situationen reagieren kann um spezifische Bezugspunkte und Blickachsen im Raum zu installieren. Dabei ging es mir zunächst darum, in öffentlichen und privaten Räumen die besondere Bildwirkung von kreisrunden Fotografien auszuprobieren. Graduelle Unterschiede der (Wieder-)Erkennbarkeit der abgebildeten Gegenstände spielten für mich eine entscheidende eine Rolle. Teils sind die fotografierten Gegenstände klar erkenn- und benennbar, sodass Bild und Gegenstand unwillkürlich in eins gesetzt werden (Bsp. Apfel), teils bleiben sie rätselhafte, autonome Erscheinungen mit einem visuell weit offenem Bezugssystem (Bsp. Weinglas). Bis heute finde ich es spannend, dass sich bei den meisten Betrachtern ein starkes Bedürfnis zeigt, den Namen des fotografierten Gegenstands zu erraten, auch wenn der Name zum Verständnis der Erscheinung nur bedingt etwas beiträgt. Mir selbst kommt es so vor, als wenn, je länger ich sie betrachte, insbesondere die Scheiben mit den klar benennbaren Gegenständen mit der Zeit immer rätselhafter erscheinen. Die Wechselwirkungen zwischen Wort und Bild, Bild und Bild, Wort und Wort, werden vielfältiger und die Frage, ob es hier Hierarchien zwischen Bild und Text gibt und, wenn ja, wer wem, wann und auf welche Weise dient, bleibt für mich weiterhin spannend.

Realisiert wurden die Scheiben als analoge, hochglänzende Cibachrome-Fotoabzüge vom Mittelformat-Diapositv, aufgezogen auf 3mm Aluminium. Der Durchmesser der meisten Scheiben entspricht mit 60 cm einem Standard-Verkehrsschild. Drei Scheiben wurden mit einem Durchmesser von 120 cm angefertigt, eine Scheibe hat als Prototyp einen Durchmesser von 180 cm. Auf der Rückseite der Scheiben befindet sich zentriert ein Gewindestück mit dem sie auf der Wand oder frei im Raum platziert werden können.

Einige der frühen Scheiben, wie die Topflibellen und die Tesafilmrollen, sind paarweise konzipiert und regen zum dialogischen Vergleich an. Assoziationen zu begrifflichen Gegensatzpaaren wie »im Lot – aus dem Lot«, »voll – leer«,  »vorher-nachher« sind unvermeidlich. Zu den meisten Motiven existieren Varianten formaler Art hinsichtlich Komposition und Proportionen oder auch in Bezug auf fotografische Parameter, wie Beleuchtung, Schärfeebene, Farbigkeit, Auflösung. Gäbe es in diesem Repertoire auch Bilder zu Gegenständen, die mit F, I, J, O, Q, U und X beginnen, würde ich gerne einmal eine durchgängige, alphabetische Reihe zusammenstellen. Vielleicht ergibt sich irgendwann einmal die Gelegenheit, die Arbeit wieder aufzunehmen und die fehlenden Bilder zu ergänzen.

Einige Installationsansichten finden sich hier.